Reha-Tag informiert und unterhält in Bad Driburg - Selbsthilfegruppe feiert Zehnjähriges
Von Andreas Moseke Bad Driburg (WB). Es schlägt, es pumpt, es schenkt uns Leben: Das Herz hat im Mittelpunkt des Reha-Tages am Wochenende in Bad Driburg gestanden. Hunderte Besucher haben sich informiert und auch Überraschendes gelernt. Schlagen Frauenherzen anders? Das fragte Dr. Neshat Hosseini am Sonntag bei ihrem Vortrag in der Bad Driburger Caspar-Heinrich-Klinik. Die Antwort: Sie schlagen zwar nicht anders, sie melden sich aber anders, wenn sie krank werden. »Herzbeschwerden bei Frauen machen sich unter anderem mit Schmerzen im Oberbauch bemerkbar. Betroffene Frauen halten das häufig für eine Magen-Darm-Grippe«, erklärte die Oberärztin des St.-Josefs-Hospitals. Ein fataler Irrtum. Denn der unentdeckte Schaden kann lebensgefährlich sein. »Der so genannte plötzliche Herztod ist bei Frauen deutlich häufiger«, sagte Hosseini. Die Anzeichen für einen sich anbahnenden Herzinfarkt bei Männern seien gut bekannt: Druckgefühl in der Brust, Luftnot und starkes Ziehen im linken Arm. Anders bei Frauen: »Ärzte überprüfen bei Oberbauchbeschwerden nur selten routinemäßig auch das Herz. Und fast allen Patientinnen fällt bei solchen Beschwerden ihr Herz überhaupt nicht als Verursacher ein.« Die Folgen: Die Diagnose werde falsch gestellt, eine Therapie erfolge nicht oder viel zu spät. Das soll sich ändern. Die Oberärztin will Frauen über die Besonderheiten aufklären. Sie will Frauen wach rütteln und ermuntern: »Fragen Sie Ihren Arzt, ob das Herz die Ursache sein könnte. Achten Sie auf die Symptome und vor allem auf Ihre Gesundheit.« Hosseinis Vortrag stand in einer Reihe mit sechs weiteren, informativen Referaten über zahlreiche Facetten von Herzerkrankungen. Und auch viele Info-Stände und Aktionen rund um Klinik und Bad Driburg-Therme drehten sich rund um die »Pumpe«. Denn das Motto des bundesweiten Reha-Tags war »Hat Ihr Herz Stress?«. Etwa 25 Aussteller, Gruppen und Initiativen hatten sich aufgebaut. Ein erstmals von der AOK und der Bad Driburg-Therme aufgelegter Lauf von Mannschaften Bad Driburger und Brakeler Firmen lenkte den Blick auf die Gesundheitsförderung durch Sport. Der Lauf begeisterte sowohl die 100 Läufer als auch die Zuschauer. Nicht nur Herzprobleme, auch andere Volksleiden wurden aufgegriffen: Sucht, Übergewicht, psychische Erkrankungen, Epilepsie und viele weitere Themen trafen auf Resonanz. Alois Liebemann von der Diabetes-Selbsthilfegruppe (SHG) Steinheim sagte: »Die Besucher sind sehr interessiert und stellen viele Fragen.« Bei allen Antworten sei ihm und SHG-Leiterin Marianne Spinräker vor allem wichtig, dass die Patienten sich nicht selbst betrügen. »Nehmen Sie Ihre Erkrankung an«, appellierte er. »Nur dann können Sie das Beste daraus machen.« Das Beste aus seiner Erkrankung hat Johannes Lütkehaus aus Steinheim gemacht. Die von ihm initiierten »Selbsthilfegruppen für Herz-Kreislauf-Erkrankte und deren Angehörige in OWL« geben zahlreichen Betroffenen Rat und spenden Mut. 350 Mitglieder zählen die drei Gruppen heute. Lütkehaus wurde für sein Engagement bereits 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Beim Reha-Tag feierten Gründungsmitglieder, Mitglieder sowie Vertreter aus Politik und Gesundheitswesen das zehnjährige Bestehen der Gruppe. Bad Driburgs Bürgermeister Burkhard Deppe gratulierte und nannte Lütkehaus' Wirken eine »segensreiche Arbeit«. Vorstandsmitglied Gabriele Popp-Linder sagte: »Die Gemeinschaften von Selbsthilfegruppen geben Betroffenen einen geschützten Raum. Sie sind heute aus dem Gesundheitswesen nicht mehr wegzudenken.«
Artikel vom 12.09.2011
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